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H.  4 Jumada I 1432 No:
M.  Freitag, 08 April 2011

Das politische Bewusstsein

Das politische Bewusstsein meint weder das Bewusstsein über die politischen Zustände noch über die weltpolitische Lage, die poli­tischen Geschehnisse oder die Mitverfolgung internationaler Politik oder politischer Handlungen, auch wenn dies für seine Voll­kom­menheit notwendig ist. Vielmehr bedeutet das politische Be­wusst­sein die tiefe Betrachtung der Welt von einem bestimmten Blickwinkel aus. Was uns betrifft, so ist es der Blickwinkel des isla­mischen Über­zeugungsfundaments, d. h. der Blickwinkel von „La ilaha illallah, Muhammadun rasulullah"[1]: „Ich wurde beauftragt, die Menschen so lange zu bekämpfen, bis sie sagen: ‚La ilaha illallah Muhammadun rasulullah.' Wenn sie dies ausgesprochen haben, ist ihr Blut und ihr Vermögen - außer im Rechtsanspruch - vor mir gewahrt." So sieht das politische Bewusstsein aus.
Die Welt aus einer unbestimmten Perspektive zu betrachten, ist oberflächlich und gibt kein politisches Bewusstsein wider. Ferner ist der Blick auf die lokale oder regionale Ebene be­deu­tungslos und gilt ebenso wenig als politisches Bewusstsein. Ein politisches Bewusstsein stellt sich nur dann ein, wenn zwei Elemente erfüllt sind: Die Betrachtung muss die Welt im Ganzen einschließen, und sie muss von einem besonderen, spezifischen Blickwinkel aus erfolgen, welcher Blickwinkel es auch sein mag. Dies kann eine be­stimmte Ideologie, eine bestimmte Idee, ein bestimmtes Interesse oder auch etwas anderes sein. Das sei hin­sichtlich der Realität des politischen Bewusstseins - wie es ist - ge­sagt. Selbstverständlich gilt auch für den Muslim ein bestimmter Blick­winkel, nämlich jener der islamischen. Dies ist das poli­tische Bewusstsein, das auf­grund seiner Realität dem politischen Menschen natürlicherweise auferlegt, stets darum zu ringen, eine bestimmte Lebenskonzeption bei den Menschen zu formen, und zwar allerorts und in ihrer Eigen­schaft als Menschen. Die Herausbildung dieser Konzeption stellt die höchste Verantwortung dar, die dem politisch bewussten Menschen auf­erlegt wird. Er wird keine Ruhe finden, bis er jede Anstren­gung unternommen hat, um diese Verant­wortung zu tragen und zu erfüllen.

Der politisch bewusste Mensch muss notwendigerweise den Kampf gegen alle Strömungen aufnehmen, die seiner eigenen wider­sprechen, und gegen sämtliche Konzeptionen, die seinen Konzep­tio­nen entgegenstehen, während er gleichzeitig um die feste Veran­ke­rung seiner eigenen Konzeptionen und die Verwurzelung seiner eige­nen Zielrichtung ringt. Sein Weg verläuft also im selben Moment zweispurig, bei dem die eine Spur nicht um eine Handbreit von der anderen zu trennen ist. Denn beide stellen ein Ganzes dar. So reißt er nieder und baut gleichzeitig auf, zerstört und errichtet, beseitigt die Finsternis und entzündet das Licht. Er ist, wie man sagt, „das Feuer, das die Verdorbenheit niederbrennt, und das Licht, das den Weg der Rechtleitung erleuchtet". So, wie er sich der Festigung der Kon­zep­tionen und der Verankerung der Zielrichtungen hingibt, die Ideen den Geschehnissen zuordnet und sich von Abstraktion und Logik fernhält, genauso begibt er sich in den Kampf gegen Strömungen, die der seinigen widersprechen, gegen Angriffe auf seine Lebens­kon­zeption, gegen die Tie­fenkonzeptionen, die aus Epochen des Nieder­gangs stammen, gegen die irreführenden Einflüsse, die die Feinde über Ideen und Dinge aussprühen, und gegen das Abkürzen der erha­be­nen und weitreichenden Ziele auf kurzfristige Teilzwecke. Er kämpft an zwei Fronten gleichzeitig: an der inneren und der äuße­ren Front.

Ebenso verläuft sein Kampf in zwei Richtungen, in Rich­tung des Niederreißens und des Aufbaus. Er ist auf zwei Ebenen tätig: der politischen und der intellektuellen Ebene. Kurz gesagt, begibt er sich auf das höchste und erhabenste Feld der Kampfstätte des Lebens. Deswegen ist es unvermeidlich, dass die Menschen, die sich der poli­tischen Angelegenheiten bewusst sind, auf Schwierig­keiten stoßen, sich an der Realität reiben und mit den Menschen und den Proble­men des Lebens aneinander geraten. Dabei besteht kein Unterschied zwischen der inneren regionalen und der internationalen globalen Ebene. Bei diesem Zusammenprall sticht die Fähigkeit her­vor, die von ihm getragene Botschaft und den bestimmten Blick­win­kel, von dem aus er die Welt gemäß der ihm eigenen Konzeption be­trach­tet, zur Grundlage, zum Schiedsrichter, zum angestrebten Ziel und zum Zweck zu machen, um dessen Realisierung er sich bemüht. Doch an­gesichts der Tatsache, dass er sich an einen bestimmten Blickwinkel hält, einen bestimmten Geschmack besitzt und eine bestimmte - natürlich oder ideologisch bedingte - Neigung hat, ist zu befürchten, dass er - unbewusst - die realen Gegebenheiten mit dem von ihm bevorzugten Anstrich färbt, die Ideen auf die von ihm gewünschte Art interpretiert und die Nachrichten gemäß dem von ihm ange­strebten Resultat versteht. Daher muss er sich davor hüten, dass seine Neigungen die Ansichten und Nachrichten beherrschen.

Der eigene Wunsch, etwas für das eigene Ich, für die Partei oder die Ideologie zu erlangen, bringt ihn möglicherweise dazu, eine unwahre Meinung als wahr zu interpretieren bzw. sich eine wahre Ansicht als Lüge einzubilden. Es ist daher für den politisch bewussten Menschen unabdingbar, sich der Worte, die gesprochen werden, und der Tätig­keiten, die vollzogen werden, gewahr zu sein. Was die realen Fakten betrifft, seien es Dinge oder Ereignisse, so muss er sie mit seinen Sinnen wahrnehmen und sie auf logische Weise empfinden, jedoch so, wie sie sind, und nicht, wie er sie gern hätte. Was die Ideen anbe­langt, so müssen sie entsprechend ihrer Realität verstanden werden. Er muss sich geistig nach außen begeben, außerhalb seines Verstan­des. Mit seiner geistigen Wahrnehmungskraft muss er dann den realen Fakt betrachten, der die Idee widerspiegelt. Er muss die Idee gemäß seiner Sicht auf den Fakt, der auf die Idee hinweist, verstehen, und zwar so, wie sich der Fakt darstellt, nicht wie es seinem Willen oder seiner Neigung ent­spricht. Es ist zwar richtig, dass ein Ausdruck allegorisch gemeint sein kann. Es kann sich auch um eine übertragene Bedeutung oder eine Metonymie handeln. Auch kann sich die Bedeutung eines Satzes aus seiner Gesamtaussage und nicht aus seinen Einzelausdrücken ergeben. Dies darf ihn aber nicht daran hindern, sich geistig nach außen zu begeben, um die Realität dessen zu erkennen, auf was die Aussage hinweist, und zwar nach den Regeln der Sprache und der Bedeutung, die von den Sprachgelehrten diesbe­züglich dargelegt wurde.

Der politisch bewusste Mensch muss also der Wahrheit folgen, jedoch gemäß seiner Weltanschauung, die er über den Weg der Er­kenntnis und der absoluten Gewissheit erlangt hat. Er muss die rea­len Gegebenheiten so sehen, wie sie sind, jedoch gemäß seiner sinn­li­chen und intellektuellen Wahrnehmung. Dadurch vervollständigt er sein Bewusst­sein, weil ihm die Mittel der tiefen Betrachtung zur Ver­fügung stehen. Allerdings muss das Fundament jeder Sache, sei es das Betrachten, das Wahrnehmen, das Empfinden oder das Verste­hen, stets die Betrachtung der Welt von einem bestimmten Blick­winkel aus bleiben.

Hierbei kann sich folgende Frage ergeben: Wie kann die erfor­derliche Unvoreingenommenheit, die den politisch bewussten Men­schen auszeichnen muss, im Hinblick auf das Festhalten an der Wahrheit und die Sicht der Fakten, wie sie sind, mit der notwendigen Betrachtung der Welt von einem spezifischen Blickwinkel aus ver­einbart werden? Diese Frage stellt sich allerdings nur bei einer ober­flächlichen Betrachtung der Dinge. Wenn man sich weiter in die Untersuchung vertieft, ergibt sich eine solche Frage nicht. Es exis­tiert nämlich ein wesentlicher Unterschied zwischen der Realität einer Sache und ihrer Beurteilung. Was die Realität der Dinge be­trifft, bestehen zwischen den Menschen keine Differenzen. Geht es um die visuelle Betrachtung, so kann jeder, der über Augenlicht verfügt, die Sache optisch so sehen, wie sie ist, es sei denn, derjenige ist einer optischen Täuschung verfallen. Hängt etwas mit der sinn­lichen Empfindung zusammen, so kann jeder, der über sinnliche Em­pfindungsfähigkeit verfügt, die Sache wahrnehmen. Dies kann über den Geschmackssinn erfolgen, wie das Erschmecken von bitter und süß, über den Tastsinn, wie das Ertasten von weich und rau, oder über das Hören von Stimmen bzw. das Riechen von Düften. Die Menschen nehmen also die Dinge wahr, wie sie sind, wie unter­schiedlich sie auch sein mögen. Worüber sich die Menschen aller­dings uneins sind, ist die Beurteilung der Dinge und Hand­lun­gen. Die Betrachtung der Welt von einem bestimmten Blickwinkel aus hängt nämlich mit der Beurteilung der Dinge und Handlungen zusammen. Hingegen ist die Betrachtung der Gegebenheiten, wie sie sind, mit Empfindung und Wahrnehmung verbunden. So ist es not­wendig, die Gegebenheiten, wie sie sind, zu sehen und bei der Wahr­heit zu bleiben, gleichzeitig aber die Welt, die Ereignisse und Dinge aus einem spezifischen Blickwinkel heraus zu betrachten (und zu beurteilen).

 


Wie lässt sich das nun auf die globale Politik anwenden? Die Darlegung einiger Beispiele zeigt, wie die Betrachtung der poli­ti­schen Ereignisse aus einem bestimmten Blickwinkel heraus erfolgt. Dazu werden wir einige Beispiele aus der Politik des Proheten (s), der Politik des Mittelalters und der Politik in der heutigen Zeit anfüh­ren. Der spezifische Blickwinkel, von dem aus der Gesandte Allahs (s) die Welt betrachtete, war das Verbreiten der islamischen Bot­schaft (Dawa). Da der Stamm der Quraisch die damalige Großmacht auf der Arabischen Halbinsel war und das Haupt des Unglaubens verkör­perte, das der DaÝwa im Wege stand, richtete er sein Augen­merk darauf, die politischen und kriegerischen Handlungen auf den Stamm der Quraisch zu beschränken. So entsandte er Leute zu ihrer Ausspähung, attackierte ihren Handel, focht mit ihnen Schlachten und Kriege aus und begnügte sich damit, dass die übrigen Staaten - d. h. die Stämme - reine Zuschauer blieben bzw. „die Neu­tra­lität wahrten", wie man es heute zu sagen pflegt. Seine politischen und mi­li­tärischen Aktionen ergaben sich also aus der Betrachtung der Welt aus einem bestimmten Blickwinkel heraus. Als der Gesandte er­fuhr, dass Khaibar mit Quraisch einen Pakt aushandelte, um Me­dina anzugreifen, Muhammad zu vernichten und den Islam auszu­löschen, setzte er den Blickwinkel dahingehend fest, mit den Qu­rai­schiten einen Waffenstillstand bzw. einen Friedensvertrag auszuhan­deln, um den Rücken für die Vernichtung Khaibars freizuhaben. Aus diesem spe­ziellen Blickwinkel heraus machte er die Friedenspolitik zur Basis sei­ner bevorstehenden Handlungen, da sie der Verwirk­lichung sei­nes Zieles diente. Alle seine vorgenommenen Handlungen in dieser Zeit - sein Aufbruch zur Umra, das Akzeptieren der anfänglichen Ableh­nung durch die Quraischiten, sein Nachgeben gegenüber ihrer Verbohrt­heit, sein Widerspruch zu seinen Gefährten und anderes - erfolgten ge­mäß dieser Friedenspolitik. Seine Sicht auf die politischen Hand­lungen, die seinen Feind, auf den er sich kon­zen­trierte, betrafen, er­gab sich folglich aus einem spezifischen Blick­winkel heraus. Diese Sicht passte sich den Erfordernissen des spe­ziellen Blick­win­kels an.

Dies waren zwei Beispiele aus den Handlungen des Gesandten Allahs (s.). Einmal handelte es sich um eine allgemeine Handlung, nämlich das Fokussieren auf die Großmacht, den Kopf seiner Feinde, und zwar auf der Grundlage eines bestimmten Blickwinkels. Das an­dere Mal ging es um eine spezielle Handlung, bei welcher der Fokus auf einem bestimmten Ziel lag. Dieses Ziel war nun der spezifische Blickwinkel, von dem aus der Prophet (s) die politischen und mili­tä­rischen Aktionen betrachtete. Aus diesen Beispielen wird deutlich, wie die Betrachtung der politischen Ereignisse aus einem bestimmten Blickwinkel heraus die Aktionen und Handlungsweisen lenkt. Es wird auch ersichtlich, dass die Handlungen keine Bedeu­tung hätten, würden sie nicht aus einem bestimmten Blickwinkel heraus erfolgen.

Nach der Berliner Konferenz haben alle Großmächte die Plün­derung der Besitztümer des islamischen Staates, d. h. des osma­ni­schen Staates, als speziellen Blickwinkel für sich festgelegt. Es ging nicht um die Zerstörung des osmanischen Staates, obwohl beide Sach­verhalte diskutiert wurden und man sich auch auf den zwei­ten einigte. Dieser, d. h. die Zerstörung des Staates, wurde jedoch nicht zum spezifischen Blickwinkel für ihre politischen Han­dlungen erho­ben. Ihre gesamten Handlungen wurden deshalb ihrem eigentlichen spe­zi­fischen Blickwinkel angepasst, nämlich der Plün­derung der Besitztümer, und sie traten untereinander in eine po­litische Ausei­nan­dersetzung ein, die mehr als ein Jahrhundert andau­erte. Auch wenn diese Auseinandersetzung mit dem Verschwinden des islami­schen Staates endete, war dies dennoch nicht der spezi­fi­sche Blick­winkel, von dem aus die westlichen Staaten die politischen Ereig­nis­se und Handlungen betrachtet haben. Vielmehr war die Plünderung des osmanischen Staates ihr eigentlicher Blickwinkel, der ihre Politik und ihre Sicht auf die politischen Handlungen bestimmt hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die USA der Auffassung, die Welt sei eine Aktiengesellschaft, von der sie die meisten Aktien be­säßen, weshalb die Leitung ihnen obliegen müsse. Diese Auffas­sung erhoben sie zum spezifischen Blickwinkel, von dem aus sie die Welt betrachteten. Ihre Handlungen wurden nun diesem Blickwinkel angepasst. Sie begannen nunmehr, die politischen Handlungen, die in der Welt vollzogen wurden, von diesem Blickwinkel aus zu betrach­ten. Dieser Blickwinkel veranlasste sie dazu, eine Einigung, ja sogar ein Bündnis mit der Sowjetunion abzuschließen und sich den Briten und Franzosen zu verleugnen. Nach dem Zusammenbruch der Sow­jet­union änderte sich ihre Sicht. Von nun an verleugneten sie sich nicht nur den Briten und Franzosen, sondern allen Staaten der Welt. Sie gingen sogar so weit, die internationalen Abkommen nicht anzu­erkennen, auf die sich die Staaten der Welt geeinigt haben. So zogen sie sich aus dem Kyoto-Abkommen zurück und lehnten den Beitritt zum Abkommen über die Ächtung der Landminen ab. Ebenso wurde die Errichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs und weitere Abkommen von den USA abgelehnt. Der spezifische Blickwinkel, von dem aus sie die Welt betrachteten, basierte nun auf der Grundlage, keine gleichgestellten Partner mehr zu haben, mit denen sie sich auf Augenhöhe verbünden könnten. Und so neigten sie sich dem Allein­gang zu und begannen, die anderen Großmächte auf eine hegemo­niale und dominante Weise zu behandeln.

Dies ist die Methode, mit welcher die Betrachtung der in der Welt stattfinden politischen Handlungen von einem bestimmten Blickwinkel aus erfolgt. Dieser Blickwinkel kann sowohl allgemei­ner Art sein, wie etwa die Verbreitung der islamischen Dawa als Grundlage der Außenpolitik - dies wäre der besondere Blickwinkel, von dem aus die Welt betrachtet wird -, oder spezifischer Natur, wie die Feindschaft auf einen bestimmten Staat zu konzentrieren, dessen Bezwingung uns das Lospreschen in der Dawa ermöglicht. Auch kann dieser Blickwinkel noch spezifischer sein, wie das Ausfechten einer bestimmten politischen Schlacht, um den übrigen Staaten ein Beispiel unserer politischen Auseinandersetzungen vor Augen zu führen. Somit ist es einfach, die Betrachtung aus einem spezifischen Blick­winkel heraus auf die politischen Handlungen und Ereignisse anzuwenden. Es erfordert lediglich, sich tatsächlich politisch zu betä­tigen. Zum Verständnis dessen genügt es, die politischen Hand­lun­gen tiefgründig zu studieren. Daraus wird ersichtlich, dass das Ver­folgen der Politik und das Begreifen der politischen Konzep­tionen zur Bildung eines politischen Bewusstseins führen müssen und die­ses politische Bewusstsein für die politische Betätigung notwendig ist. Ja es ist sogar unentbehrlich, um politische Ereignisse zu beein­flussen.


Wenn bereits für die Großmächte das politische Bewusstsein zur Selbstverständlichkeit und die Kenntnis der internationalen Politik zum täglichen Brot der Politiker geworden sind, so ist es für die Söhne der islamischen Umma, d. h. des islamischen Staates, umso dringender, sich aus der Palette politischer Konzeptionen zuallererst mit dem politischen Bewusstsein auszustatten. Es sollte die Basis zur Ausführung ihrer politischen Handlungen sein. Das politische Be­wusstsein sollte unter den Menschen verbreitet und zu einer Maxime der Gesellschaft werden. Es sollte das tägli­che Brot des politischen Men­schen sein. Denn seine eigentliche Mission und seine Haupt­auf­gabe bestehen darin, die islamische Botschaft in die Welt zu tragen und die Rechtleitung unter den Menschen zu verbreiten. Dies ergibt sich aber nur dann, wenn er ein Politiker ist, die Welt aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet und ein vollständiges politisches Bewusstsein besitzt.

Damit nicht der Eindruck entsteht, dass der Sachverhalt des politischen Bewusstseins etwas Unüberwindliches und Gewaltiges darstellt, dessen sich ausschließlich die Klugen und Intellektuellen erfreuen können, muss man wissen, dass das politische Bewusstsein im Grunde etwas höchst Simples ist. Jeder Mensch kann es sich aneignen, selbst Analphabeten und Ungebildete. Schließlich bedeutet das politische Bewusstsein nicht, den gesamten Islam zu erfassen oder alles, was bei der Betrachtung der Welt zum spezifischen Blick­winkel erhoben werden müss­te. Es bedeutet lediglich, die Betrach­tung auf die Welt zu richten, mag man viel oder wenig über sie wissen, und diese Betrachtung von einem bestimmten Blickwinkel ausgehen zu lassen. Maßgebend ist also die globale Betrachtung, auch wenn es sich um eine einzige politische Aktion handelt, und dass diese globale Betrachtung von einem bestimmten, spezifischen Blickwinkel ausgeht. Somit genügt das bloße Vorhandensein einer globalen Betrachtung, und zwar aus einem bestimmten Blickwinkel heraus, als Zeichen für ein politisches Bewusstsein.

Es ist richtig, dass dieses politische Bewusstsein je nach den Kenntnissen über die Welt und die politischen Ereignisse an Stärke und Schwäche variieren kann. Es kann auch gemäß dem Wissen über den spezifischen Blickwinkel schwanken. Doch in allen Fällen han­delt es sich um ein politisches Bewusstsein und erzielt - wie different das Bewusstsein auch sein mag - dasselbe Resultat, nämlich das Abheben von Oberflächlichkeit in der Politik und von Banalität bei der Betrachtung der Dinge. Folglich ist das politische Bewusstsein nicht nur Sache der Politiker und Denker. Es wäre falsch, es allein den Politikern und Denkern zuzusprechen. Vielmehr ist es von umfassendem Charakter und muss auch von umfassendem Charakter sein, so dass es sich bei den Analphabeten und weniger Gebildeten genauso einstellt wie bei den Gelehrten und Gebildeten. Es sollte - zumindest generell - in der gesamten Umma erzielt werden. Denn schließlich ist die Umma der Boden, der Staatsmänner hervorbringt. So ist es notwendig, dass dieser Boden ein Boden politischen Be­wuss­tseins ist, damit er Menschen mit einem korrekten Politikbe­wusstsein hervorbringt und die Umma in der Lage ist, die Macht­haber zur Rechenschaft zu ziehen, die richtigen Personen zu würdi­gen und den äußeren Gefahren zu trotzen.

Was die Methode zur Herausbildung eines islamischen Bewusst­seins sowohl bei den einzelnen Individuen als auch bei der Umma betrifft, so geschieht dies durch eine politische Ausbildung im wirk­lich politischen Sinne, sei es durch die Ideen des Islam und seine Gesetze oder durch das Verfolgen der politischen Ereignisse. So erlernt man die Ideen und Gesetze des Islam nicht in Form bloßer Theorien, sondern durch ihre Anwendung auf die realen Ereignisse. Und man verfolgt die politischen Ereignisse weder auf die Art eines Journalisten, der nur die Nachrichten in Erfahrung bringen will, noch auf die eines Lehrers, der sich bloß Informationen aneignen möchte. Vielmehr betrachtet man die Ereignisse vom spezifischen Blick­winkel aus, um sie dann nach eigenem Ermessen zu beurteilen oder sie mit anderen Ereignissen und Ideen bzw. mit der Realität an politischen Handlungen, die sich vor einem abspielt, zu verknüpfen. Diese politische Ausbildung durch die Ideologie und die Politik ist die Methode, um das politische Bewusstsein bei der Umma und den Individuen aufzubauen. Sie ist es, die die islamische Umma dazu befähigt, ihre Hauptaufgabe und ihre eigentliche Mission in die Hand zu nehmen, nämlich das Tragen der DaÝwa in die Welt und das Verbreiten der Rechtleitung unter den Menschen. Daher stellt die politische Ausbildung die Methode zur Schaffung eines politischen Bewusstseins sowohl bei der Umma als auch bei den Individuen dar. Aufgrund dessen ist es unabdingbar, die islamische Umma in weites­tem Umfang politisch auszubilden. Denn dies ist es, was in der Umma ein politisches Bewusstsein hervorbringt und in ihrer Mitte ein ganzes Heer an kreativen Staatsmännern heranwachsen lässt.


[1] Es gibt keinen Gott außer Allah und Muhammad ist der Gesandte Allahs

 

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