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Media Office
Malaysia

H.  7 Shawwal 1439 No: HTM/PR/13/1439
M.  Donnerstag, 21 Juni 2018

Presseverlautbarung

Antwort auf ein Radio-Interview mit dem Vorsitzenden der Muslimischen Jugendbewegung Malaysias (ABIM)

In einem Interview mit Business FM wurde dem Vorsitzenden der Muslimischen Jugendbewegung Malaysias, Mohamad Raimi Ab Rahim, am 12.06.2018 folgende Frage gestellt:

In diesem Land gibt es Gruppen wie Hizb ut Tahrir. Sie fordern die Einführung der Šarīʿa und behaupten, das göttliche Gesetz stünde über der Demokratie. Für wie wichtig halten Sie eine Debatte hierüber? Erhalten Gruppen dieser Art, welche das Kalifat befürworten, wachsenden Zuspruch?“

Unter anderem sagte er folgendes als Antwort:

Weltweit sind junge Muslime verärgert über ihre Regierungen und die parlamentarischen Wahlen. Das ist der Grund, weshalb Hizb ut Tahrir und andere Gruppen in Erscheinung treten. Sie sind der tyrannischen Regierungen in ihren Ländern überdrüssig… Sie glauben nicht an Wahlen und an die Demokratie. Sie haben die utopische Vorstellung, nach Syrien zu gehen, oder sich dem IS oder Boko Haram anzuschließen. Diese Gruppe von Menschen… ist nicht homogen. Doch diesen jungen Menschen, die gewillt sind, eine Veränderung herbeizuführen und ihre religiöse Identität in Form von Institutionen, Regierungen oder gar einem Kalifat zu manifestieren, muss ein gewisser Handlungsraum geboten werden. Wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. Es ist erst dann zu spät, wenn sie sich dazu entschließen, in den Jihad zu ziehen. Dann muss man sich ihnen in den Weg stellen.“

Zunächst einmal danken wir dem Interviewer, Herrn Kuttan, für die Frage. Es verdeutlicht seine Bedenken gegenüber Hizb ut Tahrir. Falls Herr Kuttan mehr über Hizb ut Tahrir und unsere Arbeit in diesem Land wie auch auf internationaler Ebene zu erfahren wünscht, kann er uns gerne zu einem Interview einladen. Abgesehen davon, dass der Vorsitzende der Muslimischen Jugendbewegung Malaysias unseres Erachtens die Frage nicht hinreichend beantwortet hat, sind seine Aussagen bezüglich Hizb ut Tahrir irreführend. Deshalb möchten wir im Folgenden einige Punkte richtigstellen.

a) Wir stimmen dem Vorsitzenden der ABIM zu, dass viele junge Muslime auf der Welt wegen ihren Regierungen frustriert sind. Gleichzeitig entspringen die Aktionen und Reaktionen von Hizb ut Tahrir nicht der Frustration. Unsere an die Muslime gerichtete daʿwa liegt nicht in einer vermeintlichen Frustration begründet. Vielmehr handelt es sich um ein Gebot Allahs (t). Wir rufen sie unter allen Umständen zum Islam auf - ganz gleich, ob sie frustriert sind oder nicht. Hizb ut Tahrir wurde der Befolgung einer göttlichen Pflicht wegen gegründet:

{وَلْتَكُنْ مِنْكُمْ أُمَّةٌ يَدْعُونَ إِلَى الْخَيْرِ وَيَأْمُرُونَ بِالْمَعْرُوفِ وَيَنْهَوْنَ عَنِ الْمُنْكَرِ وَأُولَٰئِكَ هُمُ الْمُفْلِحُونَ}

Und möge aus euch eine Gruppe hervorgehen, die zum Guten aufruft, das Rechte gebietet und das Unrecht anprangert. Diese sind dereinst die Erfolgreichen. (3:104)

Unsere Arbeit gründet ausschließlich auf dieser göttlichen Pflicht. Es handelt sich hierbei nicht um eine Reaktion auf den Frust der muslimischen umma. Sie wird – so Gott will – mit Herz und Seele dem Aufruf zum Islam folgen.

Hinsichtlich der Tyrannen und korrupten Regierungen ist es weder unsere Pflicht, Waffen auf sie zu richten, noch rufen wir die Muslime zu so etwas auf. Unsere Aufgabe besteht darin, sie zur Rechenschaft zu ziehen, sie zur reumütigen Hinwendung zu Allah (t) aufzurufen, sie zur Unterlassung der Verbrechen gegen die Menschen aufzufordern und dazu, die von Menschenhand gemachten Systeme, die sie implementiert haben und befolgen, zu beseitigen. Wir fordern sie entschlossen und unentwegt dazu auf, mit dem zu regieren, was Allah (t) ihnen befohlen hat. Gleichzeitig rufen wir die Muslime dazu auf, dieser Pflicht ebenfalls nachzukommen.

Hizb ut Tahrir arbeitet seit jeher daran, die muslimische umma aus ihrer misslichen Lage, in der sie sich heute befindet, sowie von den Ideen, Systemen und Gesetzen des kufr zu befreien, wie auch von der Herrschaft und dem Einfluss der Mächte des Unglaubens. In diesem Kontext streben wir die Wiedererrichtung des Rechtgeleiteten Kalifates gemäß der Methode des Prophetentums an. Die Gesetzgebung Allahs (t) wird hierdurch umfassend über die Menschen angewandt, und die umma wird erneut unter einer rechtschaffenen politischen Führung vereint.

Was die frustrierten, jungen Muslime betrifft, die sich laut dem Vorsitzenden der ABIM von den Parlamentswahlen abgewendet und dem bewaffneten Widerstand zugewendet haben, so zählt er Hizb ut Tahrir hoffentlich nicht dazu. Sollte dem nämlich doch so sein, so handelt es sich um ein Hirngespinst bzw. eine Lüge über uns. Denn Hizb ut Tahrir erachtet weder die Beteiligung an Parlamentswahlen, noch den bewaffneten Widerstand, als rechtmäßigen Weg zur Veränderung des Systems. Wir möchten in aller Klarheit mitteilen, dass wir sowohl die Demokratie, als auch jede Form von Gewalt zur Herbeiführung einer Veränderung des Herrschaftssystems ablehnen, da beide Herangehensweisen im Islam verboten sind. Hizb ut Tahrir ist seit der Gründung dieser Partei im Jahre 1953 weltweit aktiv, auch in Malaysia. Die Partei ist ausschließlich auf politisch-intellektueller Ebene tätig, denn wir folgen exakt den Fußspuren unseres geliebten Propheten (s), der es jeder politischen Partei untersagt hat, gewaltsame Handlungen zu vollziehen.

Im Gegensatz zu den jungen Muslimen, die der Vorsitzende der ABIM erwähnt, lehnen wir die Demokratie nicht aufgrund von Frustrationen ab, sondern aufgrund dessen, dass die Demokratie dem Islam diametral widerspricht. Hizb ut Tahrir gibt unmissverständlich zu verstehen, dass es sich bei der Demokratie um eine Idee des ungläubigen Westens handelt, und es den Muslimen verboten ist, zur Demokratie aufzurufen, sie zu adoptieren, zu implementieren oder sie zu unterstützen.

Weiterhin widerspricht Hizb ut Tahrir jedem, der nach Syrien reist, um sich dort dem bewaffneten Widerstand anzuschließen. Hizb ut Tahrir erkennt weder den IS, noch Boko Haram als Repräsentanten des Islamischen Staates an, zumal sie faktisch nicht über einen Staat verfügen. Bei ihnen handelt es sich lediglich um bewaffnete Milizen, deren Handlungen nicht im Einklang mit dem Islam stehen.

Was die Auseinandersetzung mit jenen frustrierten, jungen Muslimen zur Darlegung der richtigen Lösung betrifft, die der Vorsitzende der ABIM fordert, so begrüßen wir dies. Wir schlagen vor, den Kreis zu erweitern und alle muslimischen Gruppierungen – einschließlich der ABIM – einzuladen, um im Geiste des Islam und der Brüderlichkeit eine ernsthafte Debatte zu führen und gemeinsam den richtigen Pfad zur Errichtung des dīn Allahs (t) zu beschreiten. Solche Debatten können dazu beitragen, dass wir einander besser verstehen. Als islamische Bewegungen können wir einander darin stärken, den vielfältigen Herausforderungen entgegenzutreten, einschließlich den Liberalisten und Säkularisten.

Bezüglich des ǧihād haben wir den Vorsitzenden des ABIM so verstanden, dass er ihn in einem negativen Kontext sieht. Der ǧihād ist eine göttliche Pflicht von Allah (t). Er ist der Gipfel des Gottesdienstes im Islam. Hizb ut Tahrir macht in aller Deutlichkeit klar, dass der Jihad durch den Islamischen Staat getragen werden muss. Er hat die Pflicht, die muslimischen Armeen zu entsenden, um die kuffār zu bekämpfen, die gegen den Islam und die Muslime Krieg führen. Die muslimischen Herrscher müssen jenen kuffār den ǧihād erklären, welche die Muslime überall auf der Welt töten und unterdrücken und den Islam und unseren Propheten (s) verunglimpfen. Jene sind die Feinde des Islam. Der ǧihād ist der höchste Gottesdienst. Durch ihn wird das Licht Allahs (t) in Ländern erstrahlen, die (noch) von der Dunkelheit des kufr beherrscht werden. Was in Syrien, Afghanistan, dem Irak, dem gesegneten Land (Palästina), Myanmar, Kaschmir und anderswo geschieht, wo die kuffār einmarschiert sind und unsere Geschwister abschlachten, ist die Folge der Abwesenheit des ǧihād, den die muslimischen Herrscher verpflichtend zu verkünden haben. Diese muslimischen Herrscher haben sich nicht nur als Feiglinge erwiesen und die umma verraten; viel schlimmer noch: Sie sind die Agenten der kuffār und ihren ungläubigen Herren gegenüber äußert treu und ergeben. Anstatt die Muslime zu kritisieren, die in den ǧihād ziehen, sollte der Vorsitzende der ABIM die Herrscher der Muslime anprangern, die es kläglich versäumt haben, den muslimischen Armeen den ǧihād zu befehlen, um die Muslime zu verteidigen.

Abschließend möchten wir dem Vorsitzenden des ABIM, der die Idee der „Manifestierung der religiösen Identität in einem Kalifat“ ablehnt, dazu raten, sich gründlich mit den Aussagen unserer Gelehrten über das Kalifat zu befassen. Er wird - so Gott will - erkennen, dass die Gelehrten keinen Meinungsunterschied darin haben, dass Allah (t) jeden Muslim dazu verpflichtet hat, das Kalifat zu errichten, es zu wahren und mit allen verfügbaren Mitteln zu beschützen. Wir beten zu Allah (t), dass er den Vorsitzenden des ABIM stets zur Wahrheit leitet.

ʿAbdul Ḥakīm ʿUṯmān

Sprecher von Hizb ut Tahrir in Malaysia

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